Strom aus Pferdemist - gut fürs Klima und den Geldbeutel:
7 Fragen zur Stromgewinnung aus Pferdeäppeln
Worum geht es?
Huhu, wir hoffen, euch hat die heutige Überschrift neugierig gemacht. Denn genauso neugierig sind wir in unsereRecherchen gestartet.
Wer von euch kennt ihn nicht? Den vor Wärme dampfenden Misthaufen. Bei kaltem Wetter wird es sichtbar.
Wusstet ihr, dass in so einem Misthaufen bis zu 70 Grad gemessen werden? Da müsste es doch einen Weg geben, diese Wärme sinnvoll zu nutzen und nicht wertlos „verdampfen“ zu lassen, denkt sich die ein- oder der andere voneuch vielleicht.
So dachten auch verschiedene PferdehofbetreiberInnen und entwickelten mit entsprechenden Firmen eine Technik, um die Nutzung eben dieser Wärmeenergie möglich zu machen. Eine davon wollen wir euch heute vorstellen:
Stromgewinnung aus Pferdemist – wie funktioniert das ?
Möglich wird das durch eine Biogasanlage. Der anfallende Mist wird in diese Anlage gefüllt und von Bakterien
zersetzt. Die dabei entstehenden Gase werden in einem Blockheizkraftwerk verbrannt und produzieren somit denStrom.
Und das Klima?
Die Verbrennung von Biogas erfolgt klimaneutral. Die Pflanzen, hier in verdauter Form als Pferdemist, haben bis dahin genau die Menge an CO2 gebunden, die bei der späteren Verbrennung von CO2 wieder ausgestoßen wird.
Dazu kommt, dass Biogasanlagen wesentlich weniger CO2 als Braunkohlekraftwerke ausstoßen. Zum Vergleich:
Braunkohlekraftwerke verursachen über 1000 Gramm CO2-Äquivalent pro Kilowattstunde, bei Biogasanlagen sind es im gleichen Verhältnis jeweils 250 Gramm. Also ein Viertel.
Klingt doch alles super. Aber wie kommt es, dass Biogasanlagen immer wieder in die Kritik geraten sind? Das liegt daran, dass sich Biogasanlagen im Ökolandbau von den konventionellen Biogasanlagen unterscheiden. Im Ökolandbau, bzw. wie in unserem Beispiel bei Pferdemist-Biogasanlagen, steht die Nutzung von Reststoffen, wie Dünger aus Tierhaltung oder anderen Reststoffen, im Vordergrund. Im Gegensatz dazu werden konventionelle Biogasanlagen mit speziell dafür angebauten Substraten gespeist. Und da Mais die effizienteste Pflanze für Biogas ist, wird immer mehr davon angebaut. Den Ausblick auf goldene Ährenfelder im Sonnenuntergang sucht man immer vergeblicher, „überwuchert“ die Maispflanze doch immer mehr unserer Felder. Doch mittlerweile ist bekannt, dass Monokulturen, wie der Maisanbau, zur Verödung und Auswaschung unserer Böden führt.
So gesehen punktet unsere Pferdemist-Biogasanlage auf voller Länge!
Aber wie funktioniert es denn jetzt GENAU?
Der Pferdemist wird in der Anlage ohne Sauerstoff und mithilfe von Bakterien zum Faulen gebracht. Dabei entsteht das geruchlose und brennbare Gas Methan. Meistens liegt der Methananteil des Gasgemisches bei ca. 50-70 %. Je höher der Methangehalt, desto effektiver ist die Energiegewinnung. Das Gas wird anschließend in ein Blockheizkraftwerk geleitet, in dem mithilfe des Biogases Strom und Wärme erzeugt wird. Dies funktioniert über das Prinzip der sogenannten Kraft-Wärme-Kopplung. Ein Motor, der das Gas nun verbrennt, treibt einen Generator an.
Dieser erzeugt schließlich den Strom, der für eigene Zwecke genutzt, oder in das Stromnetz eingespeist werden kann.
Klingt super. Leider ist der Anteil an Pferdemist-Biogasanlagen auf Pferdehöfen noch überschaubar. Warum ist das so? Dafür gibt es eine einfache Erklärung: Aufgrund des hohen Strohanteils und der Beschaffenheit des Pferdeapfels, konnte dieser bislang noch nicht optimal verwertet werden.
Neu entwickelte Biogasanlagen ändern diese Situation. Die Goffin-Energy-Gruppe, um ein Beispiel zu nennen, arbeitet mit besonderen Millionen von Mikroorganismen, die in der Lage sind, den Pferdemist optimaler zu verwerten.
Gibt es Beispiele?
Ja, die gibt es. Vielleicht erinnert ihr euch, dass wir bereits über die Helsinki-Horseshow berichtet haben, das „nachhaltigste Reitturnier der Welt“. Im Rahmen dieser Show waren es tatsächlich 100 Tonnen Mist, die die Pferde der TeilnehmerInnen in Boxen und Reitplätzen hinterlassen haben. Daraus wurden sage und schreibe 150 Megawattstunden Energie erzeugt. Und was nicht gleich während der Veranstaltung aufgebraucht wurde, wurde dort ins nationale Stromnetz eingespeist.
Aber man muss nicht weit in die Ferne schweifen. Auch hierzulande werden Biogasanlagen für Pferdemist immer beliebter, auch dank der neu entwickelten Technik. Warum das so ist, erklärt Thomas Brüse, Geschäftsführer von Goffin Energy.
Lohnt sich das?
Brüsing sieht in dieser Anlage gleich drei Vorteile für PferdelandwirtInnen: erstens durch den Gewinn an klimaneutralem Strom oder der entstehenden Wärme. Beides könne entweder für den eigenen Bedarf im Stall verwendet, oder gegen eine Vergütung ins öffentliche Netz eingespeist werden, so Brüsing.
Als zweiten Vorteil nennt er die entfallenden Entsorgungskosten für den Mist. Da kämen, je Hofgröße, schnell mal 2000 Euro an Entsorgungskosten für den Mist zusammen. Dieser Posten kann natürlich auf diese Weise entfallen.
Als Abfallprodukt entstehe zudem ein Dünger voller Mineralien. Der könne sowohl weiterverkauft, oder selber genutzt werden.
Doch was bedeutet das in Zahlen? Auf Deutschlands Reiterhöfen leben insgesamt rund 550.000 Pferde. Zusammen fallen dadurch pro Jahr etwa 4,5 Millionen Tonnen Pferdemist an. Wenn das alles in Biogasanlagen vergärt würde, bräuchten man 80.000 Hektar Ackerland weniger für den Anbau von Energiepflanzen und schädlichen Monokulturen. Somit ist Strom aus Pferdemist nicht nur für den einzelnen/die einzelne LandwirtIn lohnenswert, sondern ebenfalls fürs Klima.
Und was meint ihr?
Was haltet ihr von der Stromproduktion aus Pferdemist? Kennt ihr vielleicht selber einen Hof, eine Reitanlage, die so, oder so ähnlich arbeitet? Wie nehmt ihr das war? Würdet ihr so etwas nutzen wollen? Lasst es uns wissen!
In den kommenden Woche bleibt es beim Thema Pferdemist. Neben der Stromproduktion lässt sich auch prima damit heizen.
Wie das geht? Ihr dürft gespannt sein!
Pferde sind keine Goldesel? Ein Gasbeirag von Gesa Gadow
6,7 Milliarden Euro stecken Pferdebesitzer pro Jahr in über 1 Millionen Pferden in Deutschland. Früher wollte ich gerne mein Geld mit Pferden verdienen. Mein Vorbild damals war sicherlich die Protagonistin einer bekannten Pferdemädchen - Zeitschrift, für die ich sehr oft mein Taschengeld opferte. Geschadet hat es mir nicht - lehrreich waren damals die Geschichten, Beiträge und Comics. Aus einer Geschichte in Erinnerung geblieben ist mir, wie Wasser in den 90ern bereits durch Wasserleitungen, die durch den Misthaufen auf Gut Rosenborg (wer kennt es noch?) geleitet wurden, erwärmt wurde. Und mein erwachsenes ICH fragt sich heute, warum sich dieser sinnvolle Trend nicht durchgesetzt hat.
Biogasanlagen wären sicher eine der Möglichkeiten, um aus Pferdeäppeln Strom und Wärme zu generieren. Milchviehställe machen das mit der anfallenden Gülle zu Hauf. Beim Pferd kommt jedoch neben der festeren Appelstruktur eine Komponente - nämlich Stroheinstreu - dazu. Der sehr faserreiche Mist bildet in einer Nassvergärung, wie es in Biogasanlagen üblich ist, eine Schwimmschicht, sodass die Mikroben die Bestandteile nicht "zu fassen bekommen". Steine, Metalle, wie Hufeisen oder verlorene Halfter sinken zu Boden und beschädigen die teuren Rührsysteme. Deswegen ist Pferdemist für die meisten Biogasanlagen gar nicht zugelassen.
Da Pferdemist aufgrund der Ineffektivität des Pferdeverdauungssystems sehr viel Energie enthält, würde sich eine Verwertung dennoch lohnen.
Wissenschaftler der Uni Hohenheim haben versucht herauszufinden, wie man den Mist nutzen kann und kamen zum Schluss, dass ein Gerät aus der Müllentsorgung - ein Querstromzerspaner - am Besten helfen kann. Er kann den Mist entsprechend zerkleinern, damit eine gleichmäßige Masse und keine Schwimm- und Sinkschichten entstehen.
Eine zweite Lösung ist die Nutzung einer Trockenvergärung, auch Garagenfermenter genannt, ohne Rühr- und Pumptechnik. Diese sind in der Anschaffung sogar günstig.
In heutigen Zeiten, in denen die Preise für Energie steigen, können die 10t Festmist, die pro Pferd/Jahr anfallen vielleicht doch das Pferd zum Goldesel machen. Strom aus Mist -wie wäre das?
von Gesa Gadow @liebt_lehrt_land
Quellen:
https://www.agrarheute.com/energie/biogas-anlage-arbeitet-nur-pferdemist-598897
https://www.biooekonomie-bw.de/fachbeitrag/pm/strom-aus-pferdeaepfeln-agrartechniker-machen-pferdemist-biogasfaehig )
Garagenfermenter - Fahrsilo-Bauweise
Die Trockenfermentation in Fahrsilo-Bauweise kann einen klaren Vorteil bieten, da im Substrat-Raum keine beweglichen Komponenten vorhanden sind und der Betrieb daher mechanisch sehr robust ist. Damit können landwirtschaftliche Betriebe von der Nutzung ihrer eigenen Reststoffe in einer Biogasanlage profitieren.
Die Umsetzung der eigentlichen Gaserzeugungseinheit erfolgt in Fahrsilo-Bauweise: Der Fahrsilo-Fermenter kann man sich vorstellen wie eine lange Garage ohne Dach, die im Boden eingelassen wird. Diese wird nach dem Befüllen mit einer Plane abgedeckt.
Die FeBio-Anlage ist aufgrund ihrer modularen, kompakten Bauweise flexibel und kann an die Bedürfnisse vor Ort angepasst werden. Die Anbindung und der Betrieb der Anlage ist nach Herstellerangaben unkompliziert und der Aufwand für die Installation sei deshalb gering. Die Behälter lassen sich einfach mit einem Radlader befüllen und entleeren.
Das regional produzierte Biogas dieser kleinen Biogasanlage wird in einem Blockheizkraftwerk (BHKW) zu elektrischem Strom und Wärme umgewandelt. Die anfallende Wärme lässt sich wiederum für den Biogasprozess und zur Beheizung von Betriebsgebäuden und Wohnräumen einsetzen. Diese Anlagen tragen damit zur dezentralen, CO₂-neutralen Energieversorgung bei und ermöglichen eine Rückführung der am Nährstoff-Kreislauf beteiligten Substanzen. Die Nutzung der Gärprodukte stellt eine ökologische Alternative zu mineralischem, groß-industriell hergestelltem Dünger dar und weist eine bedeutend bessere Klimabilanz auf, wobei auch die Nitratfrachten im Grundwasser reduziert werden können.
Die lokale Feststoffverwertung in einer Kleinanlage war bisher für Landwirte nur in wenigen Fällen eine rentable Option. Die Vergütung nach der aktuellen Fassung des EEG fiel für diese Anlagen einfach zu gering aus, um sie profitabel zu halten. Dies soll sich mit dem neuen Anlagentyp und dem Fokus auf der Vergärung von Reststoffen ändern. Ein Ziel des Projektes ist es genau an dieser Stelle anzusetzen und Betreibern eine effiziente und wirtschaftliche Lösung anzubieten. Das Bauherrenmodell der Firma Ökobit bietet für Pferdebetriebe kann eine kostengünstige Lösung zur Nutzung Ihres Wirtschaftsdüngers, so dass sie endlich von der Sondervergütungsklasse im EEG profitieren und einen Beitrag für Klimaschutz und Energiewende leisten können.
Außerdem wollen die Verbundpartner durch eine kompakte, einfache Bauweise möglichst hohe Stückzahlen erreichen, damit die Biogasnutzung ihren positiven Effekt im Hinblick auf eine nachhaltige Energieerzeugung voll entfalten kann. Das Besondere an der von Ökobit weiterentwickelten Biogasanlage ist, dass sie modular aufgebaut ist und die einzelnen Anlagenteile im Projektablauf skaliert werden können. Gefördert wird dieses Projekt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
Für weitere Infos schaut bitte gerne hier:
https://www.topagrar.com/energie/news/spatenstich-fuer-neuartige-biogas-kleinanlage-13204467.html
https://www.oekobit-biogas.com/oekobit/forschung-und-entwicklung/febio/